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Themen

Nachgefragt und mitgedacht

In loser Folge erscheinen an dieser Stelle Stellungnahmen, Gedanken und Meinungen zu Themen der Energieversorgung.

04.05.2011

Die neue Messlatte: Energieaufwand

In Anbetracht steigender Weltmarktpreise eröffnen sich wohlklingende Szenarien wie New Oil oder New Gas, die den Eindruck vermitteln, dass – wenn auch auf höherem Kostenniveau – eine Förderung aus bislang unrentablen Lagerstätten machbar ist. Technisch mag dies tatsächlich gelten, die langfristige Perspektive ist jedoch mehr als fraglich.

Ölsandvorkommen wie in der Athabaska-Senke in Kanada gelten als eine dieser neuen Ressourcen. Doch der Bitumengehalt des Aushubs liegt nur in der Größenordnung von 5 %. Kaum vorstellbare Mengen an Bodenaushub sind zu bewältigen. Entsprechend hoch ist der Energieaufwand für den Transport und die Trennung von Sand und Teeröl, sowie die weitere Verarbeitung zu Kraft- und Brennstoffen.

Eine vergleichbare Situation zeigt sich bei der Urangewinnung für Kernbrennstäbe. Der Urangehalt im Erz beträgt heute durchschnittlich 300 ppm (300 g Uran pro Tonne Aushub) bei weiter rückläufiger Tendenz. Sinkt der Erzgehalt auf unter 100 ppm, so droht nach Berechnungen der Energy Watch Group der Energieaufwand für die Herstellung der Brennstäbe die spätere Stromerzeugung zu übersteigen: Der Betrieb von Kernkraftwerken würde damit netto einen Beitrag zum Energiebedarf – und eben nicht zur Energiebereitstellung – darstellen.

Verkehrte Welt, so mag man denken. Dennoch, steigende Preise für Energieträger lassen selbst diese Szenarien wirtschaftlich erscheinen. Nicht das physische Erschöpfen der Lagerstätten sondern die feine Verteilung (Uranerz im Gestein, Bitumen im Ölsand) ist der limitierende Faktor. Wie lange können wir uns das Primat der Wirtschaftlichkeit noch leisten? – Es ist abzusehen, dass der Energieaufwand für das Bereitstellen von Energie zur entscheidenden Frage wird!

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