20.06.2012
Bezahlbare Energie - wegen der Energiewende!
Bleibt Energie bezahlbar? Die WAZ titelt in ihrer Ausgabe vom 21.2.2012 "Versorger drehen Hunderttausenden Kunden den Strom ab". Viele Stromkunden können ihre Rechnung nicht mehr bezahlen - und weitere Strompreiserhöhungen haben den Kostendruck verschärft.
Doch handelt es sich dabei tatsächlich um die Kosten der Energiewende?
Immer wieder ist von steigenden Strompreisen in der Folge der Energiewende zu lesen. Dabei wird kein Schreckensszenario ausgelassen, um private Verbraucher und Industriekunden zu verunsichern. Nach dem Abschalten zahlreicher Kernkraftwerke im März 2011 in Folge der Katastrophe in Fukushima wurden massive Strompreissteigerungen prophezeit. Tatsächlich stiegen die Kosten für langfristige Stromkontrakte an der Energiebörse EEX im März und April 2011 kurzzeitig an. Bereits im Januar 2012 lag der Preis jedoch auf einem niedrigeren Niveau als zuvor.
Nahezu unbemerkt vollzieht sich seit Jahren ein noch deutlicherer Wandel bei den Strommengen, die zur kurzfristigen Nutzung an der EEX gehandelt werden (intraday). Der Strom aus regenerativen Energieträgern - namentlich Windenergie-, Photovoltaik- und Biogasanlagen - verdrängt konventionellen Strom aus dem Markt. Insbesondere PV-Anlagen tragen dazu bei, dass gerade in den Tagesstunden der Bedarf an kostspieligem Spitzenlaststrom dramatisch rückläufig ist. Dadurch sank der Börsenstrompreis für Grundlast- wie auch Spitzenlaststrom in den letzten Jahren beträchtlich. Allein in den vergangenen 12 Monaten um mehr als 30% (Quelle: EUWID).
Doch das Puzzle mag so recht nicht passen. Wie lassen sich Strompreiserhöhungen rechtfertigen, wenn der Strom an der Börse zu immer niedrigeren Preisen gehandelt wird?Die beliebteste Begründung: Der Strom aus Windräderm und Photovoltaik-Anlagen wird so hoch vergütet, dass die Verbraucher dafür nun die EEG-Umlage zu zahlen haben. Tatsächlich macht die EEG-Umlage jedoch nur einen Bruchteil der Stromkosten aus und auch die Erhöhungen der EEG-Umlage liegen weit unterhalb der sonstigen Stromkosten. So stieg im Zeitraum zwischen 2000 und 2010 der Strompreis um ca. 8ct/kWh, während die EEG-Umlage nur um rund 2 ct/kWh anwuchs. Doch selbst das Zustandekommen der EEG-Umlage ist fragwürdig. Ein zunehmend größer gezogener Kreis von Industriekunden ist von ihr so gut wie ausgenommen und zahlt lediglich 0,05 ct/kWh. Privaten Haushalten und Kleintarifabnehmern wird dadurch ein immer größerer Teil der Kosten aufgebürdet - auch so kommt der Anstieg der EEG-Umlage in den vergangenen Jahren zustande!
Wären die sinkenden Börsenstrompreise von 2011 an die Verbraucher weitergegeben worden, hätten die Stromtarife um 0,5 ct/kWh gesenkt werden müssen - trotz eines Anstiegs der EEG-Umlage.
Noch wichtiger jedoch ist die regelmäßig übersehene langfristige Komponente: Sämtliche fossilen Energieträger erfahren einen rasanten Preisanstieg. Dieser lag - trotz einer weltweiten Wirtschaftskrise mit deutlichen Rückgängen bei den Preisen für Energierohstoffe - über die letzten 15 Jahre in einer Größenordnung von jährlich 8%. Die "reale" Aussicht heisst also: Regenerative Systeme erfordern heute Investitionen, konventionelle Erzeuger machen uns hingegen nicht nur dauerhaft von Importen abhängig, sondern werden in weniger als einer Generation unbezahlbar sein - selbst wenn die Lagerstätten dann noch nicht erschöpft sind.
Somit ist ausschließlich durch regenerative Systeme eine mittel- bis langfristig sichere und bezahlbare Stromversorgung möglich. Und die positiven Folgen des Umbaus der Versorgungssysteme sind bereits heute monetär fassbar.